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Winnie Markus: Interview mit Tochter

Film-Star Winnie MarkusWinnie Markus

So starb die Schauspielerin wirklich

Interview mit Winnie Markus-Tochter Diana, 48,

* Meine Mutter ist nicht an Tabletten-Sucht gestorben

* Sie ist ganz friedlich eingeschlafen

* Sie ist an einer Lungenentzündung gestorben

* Sie war die liebevollste Mutter der Welt

* Sie war kein Star, sonder ein Stern, der immer noch leuchtet

* Der Tod ihres Sohnes hat ihr fast das Herz gebrochen

Aktualisiert Oktober 2011

Interview

Ihre Mutter Winnie Markus gehörte zu den Film-Star-Legenden…

Oh, meine Mutter hat sich weder als Film-Star noch als Legende gesehen. Sie hat sich zwar sehr über den Erfolg gefreut, aber sie war eine ganz natürliche und liebenswerte Frau. Und eine wunderbare Mutter. Sie war die liebevollste Mutter der Welt. Denn als ich auf die Welt kam, hat sie sich mehr um mich und um das Schloß-Hotel Fuschl gekümmert. Also sie war keine Mutter, die nie da war. Im Gegenteil. Wir hatten eine sehr enge Beziehung und später waren wir eher Freundinnen als Mutter und Tochter.

Wie wurden Sie denn erzogen?

Sehr liebevoll und mit viel Toleranz. Auch mein Vater Ady Vogel war nicht streng. Wobei er viel unterwegs war. Ich kann nur sagen, dass ich eine sehr schöne Kindheit hatte. Nicht nur was meine Eltern betraf, sondern auch die Umgebung vom Schloß und das Salzkammergut, die Tiere und all die interessanten Menschen, die zu uns ins Hotel gekommen sind. Deshalb liebe ich heute noch die Natur und in dem Sinne auch das Natürliche, das Normale. Meine Mutter hatte nie irgendwelche Allüren oder Spinnereien, wie man so schön sagt.

Es gab auch nie Skandale….

Genau, es gab keine Skandale. Ich hatte ja schon einmal überlegt ein Buch über meine Mama zu schreiben. Aber es würde vielleicht langweilig werden, denn außer ihrer filmischen Biografie gibt es privat nicht viel zu erzählen. Denn im Prinzip ist nicht viel passiert. Und ein ganzes Buch damit zu füllen, dass sie eine gute Mutter war, die Repräsentations-Pflichten perfekt gemeistert hat und auch die Ehe gut lief – nun ja, das sehe ich nicht. Das Film-Museum Potsdam hat den Nachlass von meiner Mutter und vielleicht wird es bald eine Ausstellung geben.

Eine Zeitschrift schrieb damals von Tablettensucht…

Ach, dieser Artikel war sehr unfair. Zumal es eine angesehene Zeitschrift war und es dadurch auch viele andere Medien übernommen haben und es jetzt noch oft zu lesen ist. Angeblich wäre sie ja auch daran gestorben. Da kann ich als Tochter wirklich nur sagen: nein, es stimmt nicht. Auch wenn man jetzt denken könnte, dass ich sie verteidigen möchte. Es ist die Wahrheit. Sie hat nie Tabletten genommen. Weder Schlaf-, noch Schmerzmittel. Sie hatte ein Faible für homöopathische Mittel. Das stimmt. Aber die waren ja harmlos. Genauso wie die Naturheilmittel.

Woran starb Ihre Mutter im März 2002 wirklich?

Sie hat damals für ein Theaterstück in München geprobt und fühlte sich irgendwie angeschlagen, schlapp. Aber meine Mutter hat das verdrängt. Sie war sehr diszipliniert und war im wahrsten Sinne des Wortes immer ein Kraftpaket. Sie musste immer etwas tun, sich kümmern, organisieren, eben immer auf den Beinen sein. Aber als es immer schlimmer wurde, ist sie dann doch zum Arzt. Die Blutwerte waren nicht in Ordnung. Deshalb kam sie ins Krankenhaus um bekam eine Blutwäsche. Ich war damals auf Ibiza und bin natürlich sofort zu ihr nach München. Dann ging es ihr auch besser. Aber dann kam plötzlich die Lungenentzündung dazu. Leider schlug das Antibiotika nicht an.

Es ging Ihrer Mutter schlechter?

Ja. Und sie wusste, dass es zu Ende gehen wird. Sie hat es mir gesagt. Aber sie war ganz ruhig und ausgeglichen dabei. Sie hat es angenommen. Sie hat mir sogar den Tag gesagt, wann sie für immer einschlafen wird. Sie hat zwar dann noch ein paar Tage länger gelebt, aber das Verrückte war, dass sie sich bei mir entschuldigt hat, dass es doch noch etwas braucht. Sie war so friedlich und lieb. Wir haben uns an den Händen gehalten. Sie hat viel geschlafen. Aber immer wenn sie die Augen aufgemacht hat, hat sie mich angelächelt und meine Hand gestreichelt…

Sie durften und konnten Abschied nehmen…

Ja, das war einerseits emotional eine Achterbahn, andererseits danke ich Gott, dass wir so Abschied nehmen konnten. Wobei sie für mich immer noch da ist. Also nicht wirklich, aber wie man so schön sagt: in meinem Herzen. Ganz tief. Für mich war und ist sie nie ein Star gewesen, sondern ein Stern, der immer noch leuchtet. Das hört sich jetzt vielleicht kitschig an, ist aber so. Ich werde sie nie vergessen und ich bin dankbar, dass ich ihre Tochter sein durfte. Und dass sie nicht gelitten hat. Denn sie wollte nie ein Pflegefall oder gebrechlich werden. Nicht abhängig werden.

Acht Wochen vor ihrem Tod stand sie noch auf der Bühne…

Ja, es ging also sehr schnell. Das kann gut oder schlecht sein, ich weiß es nicht. Seitdem glaube ich aber, dass man selbst innerlich spürt, wann man sich von dieser Welt verabschiedet. Das Gute war, dass meine Mama nie mit ihrem Leben gehadert hat oder Altersprobleme oder Ehe-Sorgen oder andere Sorgen hatte. Nur einen schmerzhaften Bruch gab es in ihrem Leben. Der Tod ihres Sohnes, meines Halbruders Alexander. Er ist bei einem Auto-Unfall 1982 ums Leben gekommen. Das war ein schwerer Schicksalsschlag. Das hat ihr fast das Herz gebrochen.

Das ist ja auch das Schlimmste für eine Mutter…

Ja, Alexander war ihr Sohn aus der ersten Ehe mit Zellermayer. Ich selbst habe ihn kaum gekannt, da er viel älter war. Nur mit Selbstdisziplin hat meine Mutter diese schlimme Zeit überstanden. Aber natürlich überwindet man so eine Trauer nie so richtig. Das kann ich sehr gut verstehen. Mir gegenüber hat meine Mama immer versucht die Fassung zu wahren. Sie wollte mich mit ihrer Trauer nicht belasten. Auch so eine Eigenschaft von meiner Mutter. Ich bewundere sie sehr, wie sie auch auf andere Rücksicht genommen hat. Sie ist ein absolutes Vorbild für mich…

Ihre Mutter hat viel für Tiere getan und Sie setzten als Tochter diese Tradition fort…

Oh, schon meine Großmutter, also die Mutter von Winnie, hat sich für die Bedürfnisse der Tiere eingesetzt. Und meine Eltern haben vor dem Aussterben bedrohte Tiere nach Süd-Amerika gebracht. eine Art „Arche Noah“. Ich selbst habe 2006 eine Stiftung gegründet. Ich möchte hier nicht all das Leid der Tiere aufzählen. Aber ich weiß, dass es auch im Sinne meiner Mutter war und ist.

Petra Cichos

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