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Ingrid Steeger Interview 1

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Exklusiv

Ingrid Steeger

  • Ich verstehe jetzt die Hartz IV-Empfänger
  • Zum Glück habe ich mich nicht über mein Hartz IV-Leben geschämt
  • Ich lebe wieder…

Interview 27. Juli 2011

Sie sind jetzt wieder Schwabingerin, gehen auch wieder unter Leute. Schön…

Ja,  mir geht es ja auch besser als letztes Jahr um diese Zeit. Ich ziehe gerade in eine etwas größere Wohnung in der Nähe vom Bonner Platz um. Ich kann wieder die Sonne, das Licht, die Straßen und die Menschen nicht nur annehmen, sondern auch genießen. Ich mag gar nicht daran denken, wie es mir eigentlich in den letzten zwei Jahren ging. Es war schlimm. Ich hatte nur noch 10 Cent in der Tasche.

Heißt das, dass Sie jetzt mehr als 10 Cent in Ihrer Tasche haben?

Ja, mal schauen. Um die vierzig Euro. Aber nur Bar-Geld. Mein Konto ist auch gerade dabei sich zu erholen. Ich lebe nicht mehr von Hartz IV, da ich fleißig Theater gespielt habe und meine Finanzen jetzt geregelt werden. Ich habe zwar noch Schulden, aber die sind unter Kontrolle und drücken mir nicht mehr die Kehle zu.

Das hört sich gut an…

Nie, nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages nicht mal mehr eine Wohnung habe. Wenn man es so will, vor der Obdachlosigkeit stand. Ich konnte ja nicht mal mehr meine Miete bezahlen. Ich Dummerchen bin ja nicht mal zum Sozialamt gegangen und habe mir Hilfe geholt. Erst meine Freundin hat dann alles geregelt und mich an die Hand genommen.

Haben Sie sich geschämt zum Sozialamt zu gehen?

Natürlich schon. Aber es war auch eher wie vielleicht bei einigen anderen Menschen, dass mir alles über den Kopf gewachsen ist und ich wie gelähmt war etwas zu tun. Man mag ja auch niemand fragen. Man steckt den Kopf in den Sand. So sehe ich das heute. Dass ich dann von Hartz IV gelebt habe, darüber habe ich mich nicht geschämt.

Wie haben Ihre Mitmenschen reagiert…

Ganz toll und ganz lieb. Wer mich kennt weiß ja, dass ich mein Geld durch einige Männer verloren habe. Ich habe nie im Luxus gelebt oder auf Kosten jemand anderes gelebt. Und ich habe immer gearbeitet. Dass ich aber mal im Alter so abgebrannt da stehe, das war schon ein schlimmes Gefühl. Aber ich schaue nach vorne. Noch kann ich Theater spielen.

Eine Film-Rolle wäre auch schön…

Natürlich. Oder ein klitzekleiner Werbe-Vertrag. Damit die Schulden weg wären. Aber ich sehe das ganz realistisch. Ich habe ja auch nie richtig Klinken geputzt, also konkret immer nachgefragt, ob es was für mich gibt. Das war und ist natürlich ein Fehler. Aber ich kann das auch irgendwie nicht. Ich bin nicht der Typ dafür.

Sie sind so schmal - wiegen höchstens 46 Kilo…

Ja, aber das hat nichts mit Hungern zu tun. Ich habe schon immer etwa um die 47 Kilo gewogen. Aber hier bei „Da Angelo” werde ich ja verwöhnt. So viel essen, könnte ich gar nicht, was hier Leckeres angeboten wird und alle darauf bedacht sind, dass ich genug auf die Rippen bekomme. Lieb.

Petra Cichos

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