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Herbert Herrmann: Der gezähmte Mann / Interview

Herbert Herrmann Interview

· Nora hat mich gezähmt

· Altwerden macht lockerer und weise

· Ich habe keine Angst vor dem Tod

· Nein, Nora und ich sind immer noch nicht verheiratet…

· Das Wort Rentner kenne ich nicht…

Zusatz: Ab 1. September 2013 steht Herbert Herrmann wieder mit Nora von Collande auf der Bühne in Essen. Theater am Rathaus, im Stück: „Das zweite Kapitel.“

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Interview

Herr Herrmann, wo sind Sie gerade?

Auf der Durchreise. Wenn Sie es genau wissen möchten: Nora und ich haben eine tolle Europa-Reise gemacht beziehungsweise sind wir gerade dabei. Schweiz, Italien, Spanien, Cote d´ Azur, letzte Woche Paris und jetzt zurück in die Schweizer Berge. Dort schön wandern und absolut entspannen.

Eigentlich könnten Sie doch für immer entspannen. Stichwort Rentner?

Oh, das Wort Rentner kenne ich nicht. Nein, so lange es mir noch Spaß macht, ich fit bin, das Publikum mich noch nicht ausbuht, warum sollte ich dann plötzlich gar nichts mehr machen? Ich liebe meinen Beruf. Natürlich gibt es Grenzen. Gesundheitliche, aber auch psychische. Wenn der Körper und der Kopf nicht mehr kann und nicht mehr will.

Lassen Sie sich denn regelmäßig beim Arzt durchchecken?

Ja, einmal im Jahr. Also die ganz normale Untersuchung mit Blut-Tests und all das. Ich bin sonst eigentlich kein Arzt-Gänger. Aber natürlich lebe ich schon ganz gut gesund. Nora und ich machen brav jeden Tag eine halbe Stunde Sport. Im Sommer natürlich sogar noch etwas mehr, denn da kommt Schwimmen und Wandern dazu. Es macht einfach Spass.

Und Sie sind ja auch unglaublich fit. Mit 72 Jahren. Haben Sie das Jungsein-Gen?

Hm, ich glaube schon, dass meine Gene da ganz gut sind. Aber darüber mache ich mir nicht so große Gedanken. Auch nicht über Krankheiten oder Tod. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Altwerden macht irgendwie lockerer. Und weise wird man auch. Weise insofern, dass man mehr genießt, Dinge akzeptiert, sich mehr über Dinge freut.

Worüber freuen Sie sich zum Beispiel?

Dass es Nora gibt? Und das schon über zehn Jahre an meiner Seite. Dass ich nicht jede Film-Rolle annehmen muss, mir die Stücke aussuchen darf, auch inszenieren darf. Und natürlich über ein gutes Essen, Natur-Erlebnisse, gute Gespräche, gute Freunde. Durch Nora habe ich übrigens Dankbarkeit auch kennen gelernt. Hört sich kitschig an, ist aber so.

Könnte man sagen, dass Nora Sie gezähmt hat? Früher waren Sie, hm, etwas umtriebig?

Umtriebig, ja, eigentlich das passende Wort. Aber das ist man ja in jungen Jahren immer etwas. Besonders die Männer. Mich nicht ausgeschlossen. Und ja, es stimmt, Nora hat mich gezähmt. Aber nicht mit Peitsche und Streit und harten Worten, sondern mit Zuneigung und Liebe. Weil ich aber auch bereit dafür war. Es war genau der richtige Zeitpunkt.

So dass Fremdgehen gar keine Rolle mehr spielt…

Fremdgehen spielte auch damals keine Rolle. Jedenfalls nicht bewusst. Natürlich haben sich damals Situationen ergeben, die ich im Nachhinein heute nicht mehr machen würde. Wer möchte schon wirklich jemand anderes verletzten oder bewusst böse hintergehen? Heute, hier und jetzt, wäre ich doch verrückt, wenn ich meine Frau hintergehen würde.

Ah, Ihre Frau? Also doch heimlich geheiratet?

Nein, nein, ich sage immer nur meine Frau. Die anderen Begriffe sind komisch. Freundin, Lebensgefährtin, Partnerin. Und ich sehe Nora ja als meine Frau. Ob wir nun diese Ehe-Urkunde haben oder nicht. Und wenn, dann würde ich ihr einen wirklich romantischen Antrag machen.

Mit auf die Knie fallen?

Warum nicht? Es darf und soll natürlich nicht gespielt sein. Wird es dann auch nicht. Aber die Umrandung, wo es dann passiert, wäre auch wichtig. Und auch wenn sich das wieder kitschig anhört: Beim Sonnenuntergang an einem Meer? Ja, so etwas in der Art. Aber das verrate ich  natürlich nicht vorher.

Oder haben Sie Angst, dass Nora nein sagen könnte?

Hm, das stimmt, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Das wäre ja ein Ding. Denn inzwischen sind wir wirklich schon so eins, dass man wirklich von Seelenverwandtschaft sprechen kann. Faszinierend ist auch, dass wir uns nie streiten. Das ist so, wirklich. Obwohl wir ja 24 Stunden am Tag zusammen sind.

Gehen Sie sich nicht einmal auf den Keks, lapidar gesagt?

Nein, eben nicht. Hätte man mir das vor 15 Jahren gesagt, ich hätte es auch nicht geglaubt. Wobei ich persönlich absolut kein Streit-Typ bin. Im Gegenteil, ich bin immer vor Streit geflüchtet. Aber vor Nora muss ich nicht flüchten. Wir harmonieren wirklich wunderbar zusammen.

Herbert Herrmanns Lebens- und Liebes-Happy End…

So kann man das sagen, ja. Basis unserer Liebe ist ja auch vor allem Respekt vor den anderen zu haben. Zu sehen und zu tun, dass es dem anderen gut geht. Das passiert aber auch alles ohne große Worte oder Nachfragen. So ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass ich den Müll raus bringe oder abwasche. Damit mache ich es doch Nora leichter.

Perfekter Ehemann…

Das mit Sicherheit nicht. Aber wir ergänzen uns eben sehr gut. Weil wir uns eben auch in der richtigen Lebensphase getroffen haben. Wir kannten uns ja schon vorher. Aber da hatte sie einen Partner und ich war auch gebunden. Damals sollte es wahrscheinlich so sein. Da war die Zeit noch nicht reif für uns. Jetzt ja. Und das ist wunderbar.

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Petra Cichos / August 2013

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