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Hildegard Knef: Interview mit Ex-Mann David Cameron

Hildegard KnefHildegard Knef:

Interview mit Ex-Mann David Cameron

* Ich musste aus der Ehe flüchten

* Hildegards Seele war zerrissen

* Sie hätte mich in den Tod getrieben

* Sie hat mir mit Selbstmord gedroht

* Trotzdem bereue ich die Ehe nicht

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Herr Cameron, Sie waren mit Hildegard Knef verheiratet….

Ja, aber darüber denke ich eigentlich nicht mehr nach. Ich lese ja nicht mal die Bücher oder Presse-Artikel über sie. In meinem Bücherregal steht auch die Biografie von Jürgen Trimborn, der für dieses Buch bei mir war. Wir haben uns lange unterhalten. Aber das Buch dann lesen? Nein. Nur einen wunderschönen Bild-Band habe ich mit mal angeschaut.

Warum lesen Sie keine Knef-Biografien?

Das schmerzt viel zu sehr. Das tue ich mir nicht an. Wir waren 17 Jahre lang zusammen. Nur einen einzigen Tag waren wir getrennt. Von diesen 17 Jahren waren sechs Jahre sehr schön. Die restlichen Jahre waren unschön. Das ging an die Substanz. Und hätte ich mich von ihr nicht getrennt, so wäre ich mit Sicherheit untergegangen.

Sie wären untergegangen?

Ja, seelisch und körperlich. Ich musste Hildegard dann letztendlich aus Selbstschutz verlassen. Auch wenn ich ihr keine Vorwürfe mache. Sie war eben so. Für mich war sie krank. Eine andere Antwort auf ihre Zerrissenheit hatte und habe ich nicht.  Ich wage sogar im Nachhinein zu behaupten, dass sie psychiatrisch betreut hätte werden müssen.

Hildegard Knef hätte psychiatrische Hilfe gebraucht?

Ja. Von ihrer wirklich gespaltenen Persönlichkeit drang ja nichts an die Öffentlichkeit. Oder sagen wir nur ein Teil. Aber die Dramen, die sich innerhalb der vier Wände abgespielt haben waren schrecklich. Sie waren gefährlich für sie und für mich. Und ich war mit Sicherheit nicht immer so ruhig und gelassen, wie man das angenommen hat.

Was meinen Sie mit Gefährlichkeit?

Sie konnte sich und mich in den Wahnsinn treiben. Da war einerseits ihre sanfte, zärtliche, Schutz suchende Seele. Dann wieder konnte sie unglaublich aggressiv, zynisch, verletzend sein. Sie hätte mich in den Tod getrieben. Ich musste gehen, sonst würde ich heute nicht mehr leben. Beim ersten Versuch auszubrechen hat sie mit Selbstmord gedroht.

Und da sind Sie wieder zurück…

Ja und dann hat es Jahre gedauert, bis ich mich wirklich lösen konnte. Der Knef-Film mit Heike Makatsch hat ja gute Kritiken bekommen. Sie spielte ja die Hildegard. Ich finde, dass Heike Makatsch eine tolle Schauspielerin ist. Ich hatte vorher schon das Drehbuch gelesen und fand es sehr gut. Nicht zu positiv, nicht zu negativ. Viele wahrhaftige Facetten.

Gibt es Lebens-Lücken bei der Hildegard Knef-Darstellung?

Hm, da wäre vielleicht der Part von Hildegards Vorkriegs-Liebe Ewald Demandowsky. Angeblich war er bei der SS. Hildegard soll ihn dann nach Kriegs-Ende verraten haben, so dass er in russischer Gefangenschaft starb. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Das ist ja auch schwer zu beweisen.

Bereuen Sie Ihre Schauspiel- Karriere wegen Hildegard Knef aufgegeben zu haben?

Nein. Ich war ja auch nie ein Star-Schauspieler, obwohl die Möglichkeit in Amerika eventuell da gewesen wäre. Man sagte mir das jedenfalls damals. Und weil ich nicht unschön aussah, waren eigentlich alle Star-Wege geebnet. Aber ich hatte keine richtigen Ambitionen ein Star zu werden. Hilde war der geborene Star. Mit allen Star-Allüren, die es überhaupt gibt.

Haben Sie sich nicht als Schatten-Mann gefühlt?

Nein, überhaupt nicht. Es war auch keine Eifersucht meinerseits im Spiel. Ich habe sie ja schon als erfolgreiche Schauspielerin kennen gelernt. Tja, die Öffentlichkeit. Sie liebte sie. Sie hasste sie. Aber diese Hassliebe hatte sie auch zu sich selbst. Ihr Leben war eine einzige Hochspannung. Nur sie war es oft genug selbst, die sich unter Strom gesetzt hat.

Und Sie haben es nicht geschafft einen Gleichstrom herzustellen…

Manchmal. Aber fragen Sie mich nicht, wie viel Energie mich das gekostet hat. Es war der Wahnsinn. Sie war ruhelos, wie ein getriebener Hase oder Hamster oder von mir aus auch Raubtier. Mal schmusend, mal fauchend. Sie hat gefressen und wurde gefressen. Sie hat gejagt und wurde gejagt. Aber sie hat sich zu oft selbst erlegt.

Sie hat sich oft selbst erlegt?

Ja. Mit Alkohol, mit Medikamenten, mit den eigenen Schusswaffen. Allerdings glaubte sie dann oft genug, dass andere die Täter ihrer Wunden waren. Ihr Realitätssinn war völlig weg. Ihre Seele war krank. Bis zum Schluss hat sie gekämpft. Aber eher gegen sich selbst. Und sie konnte nie allein sein. Vielleicht war auch das ihr ureigenes Drama.

Hatte Hildegard Knef Angst vor dem Alleinsein?

Vor allem hat sie mich in ihr Alleinsein mit einbezogen. Sie fühlte sich auch oft genug mit mir allein. Immer schleppte sie wildfremde Menschen mit nach Hause. Nicht ein oder zwei, nein sieben oder acht Leute bevölkerten dann unser Haus. Das war immer ein Kommen und Gehen und Chaos und laut und ein Rummel um ihre Person – nicht auszuhalten.

Vielleicht brauchte sie auch Show zu Hause?

Das mag sein. Es kann auch Lebenshunger gewesen sein. Angst irgendetwas zu verpassen. Das Leben zu verpassen. Wie jemand, der immer ruhelos auf Reisen ist und vor lauter Reisen die Umwelt nicht sieht. Schlimm war nur, dass diese Leute ihr Flöhe in den Kopf gesetzt haben und sie letztendlich nur ausgenutzt haben. Die reinsten Knef-Blutsauger.

Als Sie aus der Ehe geflüchtet sind….

Wollte mich Hildegard zurück. Sie hat alles probiert. Aber ich konnte nicht mehr. Zum Glück. Und dann hat sie ja ihren Paul von Schell gefunden und ziemlich schnell geheiratet. Die Presse schrieb damals, dass sie damit eigentlich nur mir zeigen wollte, dass sie nun einen neuen Mann hat und mich nun wirklich nicht mehr braucht und mich haben will.

Sie und Hildegard haben eine gemeinsame Tochter Christina…

Ja, dieses wunderbare Mädchen. Das Beste, was uns je passieren konnte. Leider ging der ganze Trennungs-Stress damals auch auf Kosten meiner Vater-Rolle zu Christina. Zum Glück ist sie völlig unbeschadet geblieben. Andere Kinder hätten bei der turbulenten Mutter sicherlich einen Schaden davon getragen. Hildegard hat Christina geliebt.

Wie geht es Christina jetzt?

Oh, gut. Ihre Ehe ist so harmonisch und perfekt. Man darf ja nicht vergessen, dass Christina erst 19 Jahre alt war, als sie geheiratet hat. Ihr Ehemann war und ist viel älter. Aber es ist schön zu sehen, wie konstant und gesund die Beziehung ist. Ihr ist das vergönnt, was ihre Mutter nicht hatte. Ich selbst habe zwei Kinder und eine harmonische Beziehung.

Bereuen Sie Ihre Heirat und Zeit mit Hildegard Knef?

Nein. Wie gesagt waren ja die ersten Jahre wunderbar. Und natürlich habe ich sie geliebt. Und natürlich hätte ich dann früher gehen müssen. Dann wäre uns die negative Zeit erspart geblieben. Aber letztendlich sollt es so sein wie es war.  Klüger reden kann man immer später. Und jetzt ist es sowieso zu spät.

War Hildegard Knef glücklich?

Eigentlich hätte sie richtig glücklich sein können. Sie hatte doch alles, was man nur haben kann. Ausstrahlung, Schönheit, Intelligenz, Schlagfertigkeit, Wissen.Und vor allem hatte sie  ihre Schauspielkunst, ihre Malerei, ihren Gesang, ihre Schriftstellerei. Mehr geht doch gar nicht. Berühmt war sie. Geld hatte sie. Nun gut, später wurde das Geld etwas knapp.

Und es kamen die Krankheiten dazu…

Ich glaube sie hätte sich viele Krankheiten ersparen können. Jedenfalls später. Ich möchte nicht ins Detail gehen. Obwohl sie ja gegenüber der Öffentlichkeit nie ein Geheimnis aus ihrer Krankenakte gemacht hat. Bei Christinas Geburt war ihr Leben wirklich gefährdet. Aber ich bin heute noch überzeugt, dass nicht alle Medikamente gut für sie waren.

Entschuldigen Sie bitte nochmals die Frage: War Hildegard Knef glücklich?

Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Es gibt ja Menschen, die mit Glück nicht umgehen können. Vielleicht wäre sie nicht so kreativ, aktiv und so künstlerisch erfolgreich gewesen, wenn sie rundum glücklich gewesen wäre. Sie ist sicher mit Paul von Schell etwas zur Ruhe gekommen. Eine Art Ruhe-Glück. Und bei Erfolg, bei Applaus war sie glücklich.

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Petra Cichos   / März 2010

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