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O.W. Fischer: Stammt er von Kaiser Karl ab?

O.W. Fischer Buch-CoverExklusiv

O. W. Fischer - Interview mit Nichte Hannelore Fischer, Schauspielerin, Buch-Autorin

·    Sein Geist schwebt immer noch im Haus

· Eigentlich war er ein scheuer Mensch – sagt seine Nichte

· Sein Testament wurde immer noch nicht eingelöst

· Familien-Geheimnis: stammt er von Kaiser Karl ab?

Aktualisiert 2011

Fotos: Hannelore Fischer mit Ehemann Klaus Knuth (Enkel von Gustav Knuth) und gemeinsamer Tochter Nicole (auch Schauspielerin)

Buchcover: „Die Zeit schlägt zurück“ von Hannelore Fischer – zu beziehen übers Internet

Frau Fischer, Sie haben eine Biografie über Ihren Onkel O.W. Fischer geschrieben…

Es ist keine richtige Biografie. Mein Buch „Die Zeit schlägt zurück“ porträtiert zwar meinen Onkel, also O.W. Fischer, aber es sind auch fiktive Gespräche dabei. Ich habe versucht hinter dem Schauspieler O.W. Fischer zu schauen. Hinter der Maske. Er hatte viele Facetten, die kein Außenstehender richtig kannte. Aber ich habe ihn ja schon als Kind kennen gelernt und er war für mich immer eine faszinierende Person. Hundert Prozent gekannt habe ich ihn aber auch nicht. Er hat sich immer mit einer Aura umgeben.

Wie war er denn für Sie als Kind?

Als ich klein war und es hieß, dass Onkel O.W. Fischer kommt, wir haben ihn auch immer O.W. Fischer genannt, waren alle in der Familie etwas aufgeregt, anders, gespannter. Das hat sich natürlich auf mich übertragen. Mein Vater und O.W. Fischer waren Brüder. Sie waren sich auch sehr ähnlich. Und wenn dann mein Onkel kam, mit Hut und Stock und wie man ihn eben so kennt, war eine ganz andere Atmosphäre im Raum. Das habe ich natürlich erst später begriffen. Er hat aber niemals den Schauspieler oder Star rausgekehrt. Er war sehr lieb und natürlich.

Dann war er doch ein Familien-Mensch?

Eigentlich schon. Der Familien-Kontakt war immer da und er hat sich sehr für uns interessiert. Ich habe ihn auch nie launisch oder überheblich erlebt, was man ihm ja manchmal nachsagt. Wenn man so Episoden vom Film-Set liest oder Kommentare von alten Kollegen hört. Nur wenn man nicht pünktlich war, konnte er mürrisch werden. Unser Zug aus Zürich hatte einmal 10 Minuten Verspätung. O.W. Fischer stand mit Hut und Anzug vor seinem Haus in der Schweiz, in Lugano und machte uns den Vorwurf der Unpünktlichkeit und wie wichtig Pünktlichkeit wäre. Wir standen bedröppelt da. Dabei konnten wir doch nichts dafür.

War O.W. Fischer glücklich?

Diese Frage fällt mir schwer zu beantworten. Er hat uns natürlich nicht seine Seele vor die Füße gelegt. Er war ja im Prinzip ein Philosoph. Und Philosophen setzen sich banal gesagt mit schweren Themen auseinander. Mit Sein oder Nicht-Sein, der Welt, dem Universum. O.W. Fischer hat es seinen Gedanken nicht leicht gemacht. Aber ich kann sagen, dass er Momente des Glücks hatte. Kleinigkeiten. Zum Beispiel konnte er sich unglaublich über einen guten Topfen-Palat-Schinken freuen. Ich sehe noch seinen zufrieden, glücklichen, genießerischen Gesichts-Ausdruck vor mir.

Was haben Sie ganz besonders in Erinnerung?

Ich war noch ein Kind und wir saßen vor einer großen Leinwand. Mein Onkel, also O.W. Fischer, saß neben mir. Der Film fing an und plötzlich sah ich meinen Onkel da riesengroß auf dieser Leinwand. Seine Augen, sein Gesicht, seine Hände. Er war plötzlich eine Riese. Unglaublich groß, aber nicht bedrohend. Dieses Bild und diese Situation sehe ich immer noch vor mir. Ich habe meinen Onkel sehr gemocht und ihn als Kind regelrecht aufgesaugt. Heute weiß ich, dass er in Wirklichkeit etwas scheu war, etwas misstrauisch, sensibel, feingeistig und er war vor allem ein wirklich großartiger Philosoph.

Sie waren in seinem Haus, um Andenken für ein Wiener Museum zu holen…

Ja, obwohl sein Testament immer noch nicht richtig eingelöst ist, denn eine Teil soll eine Fakultät bekommen, ein Teil ein Tierheim. Aber wir, also der Museumsdirektor aus Wien und ich, durften uns ein paar Andenken in Verbindung mit seiner Schauspielerei holen. Briefe, Unterlagen, Fotos, Bilder, sein Stock, Hut, ein Anzug. Es war nicht viel, aber es soll für eine schöne Ausstellung sein. Das Haus selbst ist noch unberührt. Es ist immer noch alles so an seinem Platz wie vor sechs Jahren. Etwas unheimlich und sehr unwirklich.

Als ob sein Geist noch im Haus wäre…

Ja, aber es wirkt nicht, wie soll ich sagen, abschreckend. Es strahlt alles eine Ruhe aus, zufriedene Ruhe. Da sind seine Bücher, die Gemälde, die Teppiche, der Schreibtisch, die Kleidung. Wehmütig wurde ich nur im Badezimmer beim Anblick seiner Pflege-Utensilien. Als ob er gerade aus dem Bad gegangen wäre oder gleich rein kommen würde, um sich zum Beispiel vor den Spiegel zu stellen und sich die Haare zu bürsten. Er hat sich ja immer sehr gepflegt. Er war eben ein Ästhet. Durch und durch. Auch in den letzten Monaten seines Lebensendes. Aber darüber möchte ich nicht reden.

Warum ist sein Testament immer noch nicht eingelöst?

Ich weiß es nicht. Es ist alles sehr traurig. Manchmal mahlen die Mühlen etwas langsam. Ich bin ja schon froh, dass der Testaments-Vollstrecker so nett war, uns für das Museum Andenken zu überlassen. Aber ich kann noch ein kleines Geheimnis erzählen: O.W. Fischer hat uns verraten, dass er aus kaiserlichem Hause abstammt, er ein Sohn vom Kaiser Karl sei. Das hat ihm seine Mutter erzählt. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Das ist ja auch schwer zu recherchieren. Aber er hat zu mir gesagt: schreib das mal. Also habe ich das getan und erzähle es jetzt. Und komisch, ehrlich gesagt, könnte ich mir das vorstellen. Er hatte irgendwie eine kaiserliche Ausstrahlung.

Petra Cichos

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